Inputs: Andreas Zumach und Herbert Sahlmann
Moderation: Linda Michalek
Die leitenden Erkenntnisse des Workshops I. waren:
- Nur dezentrale Ansätze zu Wirtschaftsförderung und Infrastrukturaufbau haben Zukunftsperspektiven.
- Dabei muss die Verantwortung bei den AkteurInnen vor Ort liegen.
- Die lokalen Machtstrukturen müssen einbezogen oder zumindest berücksichtigt werden.
- Es müssen Arbeitsplätze für AfghanInnen entstehen und nicht für StaatsbürgerInnen der Geberländer.
- Korruption und Drogenhandel sind weiterhin die größten Hindernisse wirtschaftlicher Entwicklung. (Drogenwirtschaft macht ca. 55% des BIP aus.)
- Nur lukrative Alternativen bieten den Mohnbauern Zukunftsperspektive --> hier müssen die Internationale Gemeinschaft und die Afghanische Regierung für einen gewissen Zeitraum konsequent Geld in die Hand nehmen --> Zeitweise Legalisierung der Internationalen Drogenmärkte. Militärisch-polizeiliche Bekämpfung bleibt wirkungslos.
- Hier schließt sich unmittelbar ein zentraler Hinweis an:
- Die Zukunft Afghanistans kann wirtschaftliche, aber auch politisch nur gestaltet werden, wenn das Verhältnis zu und der Einfluss der Anrainer-Staaten wie der Westlichen Welt (offen) ausgehandelt werden.
- Die Konflikte der Internationalen AkteurInnen mit Afghanistan und untereinander könnten nicht ausgeblendet werden. --> Regionale Handelshemmnisse und durch wirtschaftliche Eigeninteressen der Nachbarn geprägte Wirtschaftsförderung verhindern, dass Afghanistan am Welthandel teilhaben kann und konkurrenzfähig wird.
- Klärung des Verhältnisses von USA und Iran bezüglich Afghanistans muss geschehen, damit diese nicht weiter schädlichen Einfluss nehmen.
- Das gilt ebenso für die teils kontraproduktive Einmischung von Indien und Pakistan als konkurrierende Mächte mit ungeklärtem Territorialkonflikt in Kaschmir.
- Der Türkei kommt hier eine Sonderrolle zu. Diese wird zwar in Zukunft regional sehr viele Aufgaben übernehmen müssen. Aber der türkische Sonderweg "Wir töten keine Afghanen und Muslime" – was das militärische Nichtengagement der Türkei meint – und das intensive zivile Engagement bieten viel Potenzial zur Gestaltung.
- Negativer Frieden, im Sinne der Abwesenheit von Krieg und relative Sicherheit kann ebenso wie wirtschaftliche Prosperität nur erreicht werden durch:
- Dezentrale Ansätze. Durch Verhandlungen mit lokalen Machthabern.
- Bisherige Aufteilung der Internationalen Bemühungen entlang von Sektoren (Italien=Justiz, Deutschland=Polizei, GB=Drogenanbau etc.) entfaltet keine Wirkung. Auch hier erscheint regional-gebündeltes Vorgehen vielversprechender.
- Die bedingungslose Beendigung des Krieges durch die ISAF (und OEF).
- So ist auch die Wirkung von zivil-militärischer Zusammenarbeit kritisch zu betrachten. Denn hier hat militärische Dominanz in der Vergangenheit Vertrauen in zivile Hilfe zerstört.
- Durch tatsächlichen Abzug der westlichen Truppen (und nicht der Erhaltung von strategisch wichtiger Militärbasen durch die USA oder den Verblieb von Sicherheitsfirmen).