Workshop: Good governance und Stabilität, Zivilgesellschaft und Menschenrechte in Afghanistan

Bild entfernt.

 

Inputs: Jama Maqsudi und Otmar Steinbicker
Moderation: Sepideh Parsa

Die leitenden Erkenntnisse des Workshops II wurden in vier thematischen Blöcken zusammengefasst.

1. Demokratische Strukturen

Ziele:

  • Errichtung einer durchgängigen Gewaltenteilung
  • Freie Wahlen sind Voraussetzung für die Legitimation eines Systems
  • Föderalismus muss viel stärker verankert werden; das Konzept des starken Zentralstaates ist Afghanistan fremd.

Probleme:

  • Es gibt keine Parteien/ Oppositionen im eigentlichen Sinn, aber einige interessante Leute
  • Wahlfälschung ist offenkundig und wird nicht angegangen.
  • Formale Machtfülle bei Zentralregierung steht gegen eine faktische Machtteilung mit der Nordallianz und entsprechende Korruptionsstrukturen.
  • Korruption herrscht beginnend bei der Zentralregierung auf vielen Ebenen vor.

Strategien:

  • Mittel der Entwicklungszusammenarbeit sollen sich an dezentralen Strukturen orientieren.
  • Regionale u. traditionelle Strukturen müssen wesentlich besser beachtet werden.
  • Integre Personen u. Gruppen müssen stärker gefördert werden.

2. Innere Sicherheit

Ziele:

  • Intensivierter Aufbau eigener afghanischer Sicherheitskräfte
  • Entwaffnung paramilitärischer Strukturen ( Taliban, Warlords, Nordallianz)
  • Förderung v. Rechtsbewusstsein, auf Traditionen aufbauend

Probleme:

  • die Lage hat sich in den letzten Jahren durch Aufständische verschlechtert
  • 30 Jahre Krieg und der wahabitische Einfluss der Taliban haben funktionierende kulturelle und rechtliche Strukturen zerstört; Gewohnheitsrecht, Scharia und weltliches Recht existieren parallel.
  • äußerer Einfluss (Pakistan, USA, Iran), beschränkt die Handlungsfähigkeiten afghanischer Akteure 
  • Desertationen bei Polizei und Armee.
  • Überlappende Machtstrukturen entlang ethnischer, tribaler und regionaler Linien.
    Strategien:
  • Verhandlungen sind mit allen Akteuren zu suchen, auch mit Taliban.
  • Reintegration kommt nach Versöhnung, dies wurde bislang nicht beachtet.
  • Reintegration auch über Stämme fördern.

3. Versöhnungsprozess

Ziele:

  • Zivile Konfliktlösung sollte angestrebt , ethnischer Konflikte müssen überwunden werden.
  • Die Förderung eines Gefühls gerechter Behandlung, z.B. bezüglich westlicher Hilfsgelder

Probleme:

  • Gesellschaftliche Zersplitterung aufgrund mehr als 3 Jahrzehnten Krieg.
  • Kulturbrüche: 1978/79 und 1992/93 Taliban (Wahabismus)
  • Kriegsverbrecher halten Machtpositionen inne und schützen sich so auch vor Verfolgung

Strategien:

  • Kriegsverbrechen müssen benannt werden.
  • Stärkung traditioneller Werte und Strukturen (Stämme), solange sie mit den Menschenrechten vereinbar sind.
  • Einbeziehung möglichst vieler Kräfte (außer Kriegsverbrechern) in den Versöhnungsprozess.

4. Frauenrechte:

Ziele:

  • Schutz v. Frauen vor (häuslicher) Gewalt und Zwangsheiraten
  • Gesellschaftlich Partizipationsmöglichkeiten herstellen und fördern

Probleme:

  • Frauen werden (wieder) aus öffentlichen Ämtern gedrängt.
  • An Spitzenpositionen von Regierung und Verwaltung sind oft negative (männl.) Vorbilder.
  • Frauenrechtliche Forderungen werden als aufoktroyiert empfunden, stehen teilweise den Traditionen entgegen.

Strategien:

  • Rechtsstaatlichkeit mit lokalen Führungspersonen durchsetzen.
  • Positive Traditionen (der Vorkriegszeit) aufnehmen.
  • Kulturelle Werte fördern.