Die sommerliche Vorlesungszeit neigte sich ihrem Ende zu, vor mir lagen knapp zwei Monate ohne wöchentliche universitäre Veranstaltungen. Eine willkommene Pause vom Alltag, die sich doch wunderbar nutzen ließe, einen Schritt hinaus aus den Gebäuden der Heinrich-Heine-Universität rein in die Berufspraxis zu wagen. Zu diesem Zeitpunkt befand ich am Ende meines vierten Bachelorsemesters der Germanistik und Politikwissenschaften – stets den Wunsch inne, eines Tages im Bereich eines politikjournalistischen Betriebs arbeiten zu wollen. Mit meiner rund zweijährigen, freien Nebentätigkeit als Reporterin einer Düsseldorfer Tageszeitung war mir dieses Berufsfeld allerdings schon bestens bekannt. Spontan fiel mir einige Tage nach meiner Überlegung dann aber die Praktikumsausschreibung der Heinrich Böll Stiftung NRW ins Auge.
Heinrich Böll – das war doch ein Schriftsteller? Nach einem kurzen Blick auf die Homepage der Stiftung war ich positiv angetan vom politischen Wirken. Das grünennahe Umfeld sowie die behandelten Themen der Stiftungsarbeit schienen mir durchaus eine Bewerbung wert. Im persönlichen Vorstellungsgespräch lernte ich Iris kennen, Geschäftsführerin der Stiftung und zugleich auch zukünftig meine feste Bezugsperson während des Praktikums. Bereits der erste Kontakt war sehr offen und freundlich, ausführlich wurde mir die gesamte Stiftungsarbeit vorgestellt. Schnell wurde mir hierbei deutlich, dass sowohl der Bereich der Geschäftsführung, als auch die Unterstützung zweier Großveranstaltungen sowie die Konzeption einer eigenen Veranstaltung mein Interesse an dieser Praktikumserfahrung verstärkten. Positiv gestimmt machte ich mich an meinem ersten Praktikumstag also auf in die Graf-Adolf-Straße 100, wo ich die nächsten sechs Wochen verbringen durfte. Zum Start meines Praktikums lernte ich auch meine Mitpraktikantin Jill kennen, die zeitgleich André, einem der Bildungsmanager, zuarbeitete. Schon in der ersten Woche erlebte ich, dass in der Stiftung Teamarbeit und kollegialer Umgang groß geschrieben wurden, die Zusammenarbeit mit den anderen Kolleg*innen fiel dementsprechend leicht. Anders als bei vorigen Praktika entstand nicht das Gefühl, man sei verantwortlich für Arbeiten, die kaum Einblicke in den Berufsalltag brachten, im Gegenteil: Kaum ein Tag verging, an dem ich meine Aufgaben nicht gerne verrichtete.
Hauptsächlich erhielt ich Einblicke in den Alltag der Geschäftsführung: So war ich an der Vorbereitung von Vorstandssitzung beteiligt, wertete Controlling-Listen aus und half bei der Erstellung und Ablage verschiedener Projektakten. Die persönliche Betreuung samt konkreter Ansprechperson erwies sich hier von Vorteil, gab es doch so manche Nachfragen, die sich für mich als Verwaltungslaien im Arbeitsprozess ergaben.
Auch was die Bewerbung anstehender Veranstaltungen anging, durfte ich durch den Kontakt zu Redaktionen und das Verfassen von Pressemitteilungen mitbekommen, welche Faktoren die Öffentlichkeitsarbeit einer Bildungseinrichtung ausmachen. Besonders viel Spaß bereitete mir die Teilnahme am Düsseldorfer Weltkindertag, bei welcher wir als Stiftung im Rahmen eines Kooperationsprojekts mit dem "Engel der Kulturen" durch einen Messestand vertreten waren.
Aber nicht nur das bloße Mitarbeiten an bereits bestehenden Konzepten konnte ich aus meinem Praktikum mitnehmen, auch ein eigenes Projekt stellte ich auf die Beine: Im Rahmen eines ökologischen Rundgangs setzte ich mich mit dem Thema nachhaltiger urbaner Räume auseinander und konnte so eine Stadtführung in Düsseldorf konzipieren. Besonders erfreulich: Die Idee stoß auf reges Interesse und somit stand der Teamausflug unter jenem Konzeptmotto, sodass ich direkt Feedback für meine Ideen und Planungen bekam.
Im Rahmen des Verbundprojekts „Gut vertreten?“ konnte ich an der Referentenplanung der Generaldebatte zum Thema Humor und Politik mitwirken – zahlreiche Anrufe, Mails und der persönliche Kontakt zu den Gästen standen auf der Tagesordnung. Dabei konnte ich mich stets auf das Team der Stiftung verlassen, sollte ich einige Fragen nicht beantworten können.
Kaum einen Bereich des Alltags einer politischen Bildungseinrichtung gab es, den ich bei den „Böllies“ nicht hätte kennenlernen können und wollen – an dieser Stelle bedanke ich mich für eine überaus lehrreiche, aufschlussreiche und lustige Praktikantinnenzeit, die mir gezeigt hat, wie wunderbar sich politische Wertinhalte des Studiums auf den Berufsalltag übertragen lassen. Ein besonderer Dank an das gesamte Team, das mir täglich das Gefühl gab, selbst als studentische Praktikantin willkommen zu sein.
Umso mehr freue ich mich, nach meinem Praktikum nun als studentische Mitarbeiterin der Stiftung erhalten zu bleiben – und wer weiß: Vielleicht sehe ich ja bald schon Dich als Praktikant*in bei uns wieder?