"Was helfen Quoten, wenn der weibliche Nachwuchs fehlt?"
Diese Frage war die Grundüberlegung für einen Workshops mit dem erklärten Ziel: Mehr Frauen in die Räte!
Zurzeit sind gerade einmal 23% aller Mandate in den kommunalen Rathäusern in NRW von Frauen besetzt. Diesen Anteil zu erhöhen war das Anliegen des Workshops der Heinrich Böll Stiftung NRW und der Grünen Alternative in den Räten (GAR) NRW. An einem Samstagmorgen war daher in Bochum das Motto: "Die Kommune wird weiblich"!
Zu diesem Zweck haben sich 17 Frauen in den Räumen der GRÜNEN Fraktion im Rathaus in Bochum zu einem Workshop getroffen. Die Beweggründe der Teilnehmerinnen waren ganz unterschiedlicher Natur: Einige interessierten sich dafür, wie Kommunalpolitik funktioniert und ob diese Art des Engagements für sie passend ist; andere wollen ihr bereits bestehendes Engagement (z.B. in der Hochschulpolitik) ausbauen und auf die nächste Ebene bringen; wieder andere setzen sich dafür ein, dass die Geschlechterparität auf kommunalpolitischer Ebene hergestellt wird, mehr junge Frauen sich in der Kommunalpolitik engagieren und möchten deshalb mit gutem Beispiel vorangehen.
Unter den Teilnehmerinnen überwogen jungen Frauen. Viele waren Studentinnen und daher sehr erfahren in der Hochschulpolitik, andere berufstätig oder junge Unternehmerinnen. Auch einige Mütter waren vertreten, die die Verhältnisse für Familien in ihren Kommunen verbessern wollen. Diese Frauen möchten ihr Lebensumfeld selbst gestalten und schreckten auch nicht vor den oft schwierigen Rahmenbedingungen einer armen Ruhrkommune zurück.
Zudem kamen nicht alle Teilnehmerinnen aus Bochum: Gelsenkirchen, Mettman, Düsseldorf und Essen waren vertreten, denn bis zur Kommunalwahl 2014 in NRW soll es noch viele Powerworkshops geben und die Teilnehmerinnen aus anderen Kommunen könnten dazu in Zukunft als Multiplikatorinnen dienen. Die Stiftung und die GAR haben dazu ein Team aufgestellt, das sich jede NRW-Kommune gerne ins Rathaus einladen kann.
Ganz bewusst zielt der Powerworkshop auf Frauen, die sich auf unterschiedliche Art und Weise politisch engagieren möchten. Natürlich kann ein Ratsmandat interessant sein und ein Engagement in einer Partei angestrebt werden. Aber Frauen engagieren sich heute schon auf verschiedenste Weise in ihren Kommunen, zum Beispiel in Vereinen und Verbänden, für Kinder oder für die Umwelt. Diese Frauen können beim Workshop erfahren, wie sie die kommunalpolitischen Strukturen nutzen können und z.B. temporäre Bündnisse mit Parteien und Politikerinnen schließen.
Die Vielfalt belebte auf jeden Fall in Bochum bereits den gegenseitigen Austausch und die Bildung von Netzwerken unter den teilnehmenden Frauen und befeuerte die Lust aufs Engagement. In einem offenen Gesprächsforum lieferten Expertinnen viele Informationen zur Kommunalpolitik und zur konkreten Ratsarbeit. Reichlich politischen Input gaben die Bürgermeisterin Astrid Platzmann-Scholten, die Ratsfrau Anna Konincks und Katharina Schubert-Loy, Fraktionsgeschäftsführerin der GRÜNEN im Rat der Stadt Bochum.
Da natürlich längst nicht alle Fragenkomplexe bearbeitet werden konnten, sind in Bochum bereits Folgeveranstaltungen geplant, die sich jeweils einem konkreten Thema widmen. Auf dem nächsten Treffen wollen sich die Frauen mit dem Thema Stadtplanung beschäftigen, wozu es wieder Input und Austausch mit Politikerinnen geben wird.
Nach dem erfolgreichen Auftakt wird es auch in den kommenden Workshops darum gehen, Frauen zu motivieren, sich der Kommunalpolitik anzunehmen und sich dort zu engagieren, wo Dinge verhandelt werden, die direkt mit ihnen und ihrem Umfeld zu tun haben. Die Workshops sollen den Teilnehmerinnen aufzeigen, welche Möglichkeiten Frauen haben, Politik mitzugestalten. Angesprochen sind deshalb alle Frauen, die sich vorstellen können, in irgendeiner Form aktiv Kommunalpolitik zu treiben.