Liebe alte Freundinnen und Freunde der Heinrich Böll Stiftung NRW,
liebe neue neugierige Gäste, insbesondere liebe AusbildungsPaten aus dem Kreis Recklinghausen,
Ich habe die Freude und Ehre, heute die 5. „Der Heinrich-Ehrung“ zu proklamieren. Als Mitglied der Jury für unseren Ideen- und Initiativenpreis ist die Suche schon im-mer ein spannender Prozeß, denn man stolpert auch und gerade in NRW über viele interessante Ideen und Initiativen, die wichtige Probleme anregend angehen.
In unserem findigen Suchraster stehen schon lange Stichworte wie Lehrstellenmangel für orientierungsschwache Jugendliche, Generation-Partnerschaft, Grenzüberwindungen…
Das Stichwort Ausbildungspatenschaften hatte früh unseren Appetit geweckt. Davon gibt es in unserem Lande sogar schon eine ganze Reihe von Modellen, die bis zu zehn Jahre auf guten Wegen sind. Und jetzt muss es raus wir haben uns für die „AusbildungsPaten im Kreis Recklinghausen e.V.“ entschieden. Nicht gegen andere sondern für das Modell, dessen Wirkungen wir für besonders gut übertragbar für NachmacherInnen in anderen ´Orten unseres Landes halten.
Warum halten wir Sie aus 12 Gründen für besonders ehrenwert?!
- Die Gründung erfolgte vor 5 Jahren mit bewusstem Lernen von Vorläufern wie dem Essener Modell, hinter dem bedeutende Menschen des öffentlichen Lebens standen.
- Aus vielen Nöten wurden Tugenden gemacht. Statt auf Großförderer und den Staat zu hoffen und zu warten, wurde ein regionales Netz gesucht und mitgeknüpft.
- Schulen, Gewerkschaften, IHK, Gewerkschaften, VHS… sind eingenetzt. Die Kerngruppe ist längst über den Gründungskreis der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegten hinausgewachsen. Schwarz-grün kann so reizvoll sein.
- Das Modell setzt auf Freiwilligkeit. Paten und Jugendliche dürfen sich auch trennen – das passiert erfreulich selten.
- Das Modell ist ein Generationen-Bündnis auch in sich. Jugend und Erwachsene unterschiedlichen Alters finden sich – wo gibt es in unserem übermobilisiertem Lande noch Mehrgenerationen Gemeinschaften.
- Und auch die Zahlen sprechen eine verlockende Sprache: 57 Paten betreuen aktuell 84 Jugendliche. 50 weitere Paten warten auf Einsatz.
- Das Jahresbudget des Vereins, inkl. Geschäftsführung auf Minijob-Basis, Büro, Computer, Fortbildungen, Aufwandsentschädigungen liegt bei 12.000€!
- Die lebenslänglichen Kosten für die Gesellschaft einer gebrochenen Biografie möchte ich nicht beziffern. Die Wertschöpfung durch eine ausgebildeten Fachkraft liegt aber sicher 5x so hoch wie die gesamten Vereinskosten.
- Als Grüner interessiert man sich auch gern für Quoten. Erfreulich ist zu hören, dass bei den Paten die Quote hinkommt. Nicht so erfreulich ist, dass die Frau-enquote bei den Jugendlichen mehr als erfüllt wird. Unsere kleinen Helden in Not sind oft so hart kleinmütig drauf, dass sie sich nicht helfen lassen wollen.
- Aber darüber sprechen die Patinnen und Paten. Schlaglöcher auf dem Weg werden bei den monatlichen Treffen besprochen. Aus einigen wurden auch schon Schlaglichter!
- Viele Paten haben schon die Ausbildereignungsprüfung oder andere Qualifikatione bei einem Eingangsgespäch werden auch den Paten Lernwege für die Aufgabe gezeigt. Wie kein Meister vom Himmel fällt, ist man auch nicht einfach so Pate. Deshalb laufen in der VHS 3-stufige Ausbildungen. Wobei AusBildung eigentlich ein gar nicht treffliches Wort ist. Ich bis zu neugierig auf Bildung um ein Aus davor zu setzen.
- Und wenn neue Probleme auftauchen, werden neue Lösungen gesucht. Das Projekt „Alarmpaten“ soll Probleme in plötzlich auftretenden Krisensituationen angehen helfen. Eine Hotline und besonders qualifizierte Paten dafür sind angedacht.
Die Liste könnte noch um 17 preiswerte Punkte verlängert werden. Auf einige Fragen im Vortrag von Professor Rauschenbach entwickeln sich im Kreis Recklinghausen Antworten, deshalb bin ich auch auf ihn gespannt.
Ich bin aber vor allem glücklich, dass meine Stiftung zusammen mit den Ausbildungspaten-Recklinghausen ein Übertragungsseminar plant. Ich bestelle einige Prospekte schon jetzt, denn ich kenne einige Menschen, denen so eine Aufgabe gut täte und die Jugendlichen gut tun könnten.
Im vorigen Jahr begann Wolfgang Sachs seine Klimarede mit den vielsagenden Worten „Ein Übel kommt selten allein – und das ist auch gut so!“ Ich darf hier sagen: „Recklinghäuser AusbildungsPaten lösen drei Probleme mit einem Modell und das ist auch besser so!“
Danke! Das Heinrich „Preis-Objekt“ ist übrigens eine echte Gießkanne in ein Kunstwerk gefügt. Der bedeutenste Beuys-Schüler in NRW, Felix Droese, hat sich viel dabei gedacht. Wir hoffen also im Geiste des Künstlers und auch Heinrich Bölls, dass sich Ihre Ideen über unser Land ergießen!