Christian Nähle ist Verwaltungsfachwirt und engagiert sich in der Dortmunder Bürgerinitiative Do-FOSS für den Einsatz freier Software in öffentlicher Verwaltung.
Warum ist Open Source ein Grünes Thema?
Open Source, also die Quelloffenheit von Informationen, ermöglicht Menschen sich eine Meinung zu bilden. Mündigkeit ist ein Kernbegriff für uns GRÜNE für unsere Vorstellung einer selbstbestimmten Gesellschaft für Alle. Dazu gehört, dass wir verwenden, verstehen, verbreiten und verbessern dürfen, was wir in unserer Mitwelt vorfinden. Politisch gilt es daher allen Menschen gemeinschaftliche Verfügungsrechte über unsere gemeinsame Mitwelt zu ermöglichen. Open Source ist ein Ansatz hierfür. Im Analogen, wie im Digitalen.
Was hat eine voranschreitende Digitalisierung meiner Umwelt für mich zur Folge?
Eine Digitalisierung meiner Umwelt bedeutet zunächst für mich, dass mein Lebensraum mittels digitaler Technik gestaltet und verwaltet wird. Fraglich ist, wie dies abläuft. Wird Technikeinsatz als dienendes Instrument oder als autoritär-administrierende Fernsteuerung konzipiert? Welche Leitplanken sollte es geben damit eine demokratische Gesellschaft auch im Digitalen Mitbestimmungsrechte und Koalitionsfreiheit ausüben kann? Fragen wie diese sind allem Umsetzungseifer voranzustellen.
Worin besteht eine Gemeinsamkeit von Open-Source-Software und Open-Source-Saatgut?
Beide werden als Gemeingut bereitgestellt und genutzt statt als Privateigentum. Die Eigentumsregelung drückt sich durch die jeweilige Lizenz aus mit der Saatgut bzw. Software belegt sind. Open-Source-Saatgut und Open-Source-Software sind tatsächlich frei, d.h. das genetische Erbgut einer Pflanze bzw. der Quelltext einer Software sind eigentumsrechtlich auf niemanden eingeschränkt, womit sie Gemeingut sind und uns allen gehören. Diese Verfügungsrechte sind ein Schlüsselelement für ein selbstbestimmtes Leben.
Tipp: Christian Nähle ist zu Gast bei unserem Feierabend-Talk am 19. Oktober zum Thema "Digitale Emanzipation" - hier anmelden und mit ihm diskutieren!