Am 21. Mai 2016 fand eine Tagesexkursion per Fahrrad auf der Nordbahntrasse in Wuppertal statt. Das ausgebuchte Seminar bot interessante Einblicke in Potentiale des Bürgerschaftlichen Engagements. Stadtentwicklung von unten, ist das nur ein frommer Wunsch, oder funktioniert das tatsächlich?
Christa Mrozek, Sprecherin der Wuppertal-Bewegung, berichtete von dem zähen Kampf für den Ausbau der ehemaligen Bahnstrecke zu einem Stadtteil-verbindenden Band der Nahmobilität, des Stadterlebens und der Freizeitgestaltung. Sie ist sich sicher, dass ohne die unzähligen Mitstreiter, Sponsoren und die Fördermittel des Landes ein solcher Kraftakt nicht möglich gewesen wäre. Unter anderem macht sie deutlich, dass ein Drittel aller Schulen Wuppertals im Einzugsbereich der Nordbahntrasse lägen und viele Kinder nun erstmalig die Chance haben, mit dem Fahrrad zur Schule zu fahren. http://nordbahntrasse.de/
Die Vertreter des Bürgerbahnhofs Vohwinkel, dem westlichsten Ende der Trasse, berichteten über die vielfältigen kulturellen Aktivitäten, die ihre Initiative mit Hilfe eines großen Unterstützerkreises realisieren. Über 200 Veranstaltungen finden jährlich in den Räumlichkeiten statt, die die Bahn AG der gemeinnützigen Initiative in dem denkmalgeschützten Bahnhof zur Verfügung stellt. http://buergerbahnhof.com/
Im Bahnhof Mirke – im Wuppertaler Stadtteil Elberfeld-Nord gelegen - hat sich der Verein Utopiastadt die Entwicklung des alten Bahnhofgebäudes zu einem Ort der Initiativen, der Kreativität und als gastronomisches Zentrum zum Ziel gesetzt. Dabei steht nicht nur die Nordbahntrasse im Focus, sondern die Initiative will – wie der Name schon ausdrückt – in den Stadtteil und in die Gesamtstadt hinein wirken. https://www.clownfisch.eu/utopia-stadt/
Im Cafe Nordbahntrasse am östlichen Trassenende fand die Abschlussbesprechung der Exkursion statt. Die ebenfalls in einem Bahnhof gelegene Gastronomie ist gleichzeitig Qualifizierungsprojekt des gemeinnützigen Trägers Wichernhaus Wuppertal http://www.wichernhaus-wtal.de/index.php/impressum/. Alle TeilnehmerInnen waren sich einig, dass „Stadtentwicklung von unten“ tatsächlich funktionieren kann. Die Stadt Wuppertal hat sich durch das breit getragene Gemeinschaftsprojekt Nordbahntrasse – gerade auch in den Augen von ehemaligen Wuppertalern, die zu dem Teilnehmerkreis gehörten – zum Positiven verändert. Bürgerschaftlich getragene Stadtentwicklungsprojekte sind dabei kein Ersatz für kommunales Handeln, sondern können eigene und kreative Potentiale für ein gemeinschaftliches Leben in der Stadt entwickeln.
In der Veranstaltungsreihe Nachhaltig anders bietet die Heinrich Böll Stiftung NRW in den nächsten Wochen weitere Stadtexkursionen nach Düsseldorf, Aachen und Gelsenkirchen/Dortmund an http://www.boell-nrw.de/sites/default/files/jahresprogramm_oekologie_2016_stand_26.01.2016_2.pdf
Ulrich Burmeister & Margarete Hallmann