Moore beherbergen seltene Pflanzen, seltene Tiere – und enorme Mengen Kohlenstoff. Doch weil sie aus wirtschaftlichen Gründen oft entwässert werden, sind sie und ihre Bewohner massiv gefährdet. Und damit unser Klima.
Nasse Moore haben lange Zeit viele Landschaften in Deutschland, Europa und der Welt geprägt. Sie sind faszinierende Ökosysteme, deren Entwicklung untrennbar mit Wasser verknüpft ist. Es stammt entweder direkt aus Niederschlägen oder ist Bodenwasser, füllt aber anders als bei einem See keinen Wasserkörper, sondern nur Hohlräume im Boden aus. Der hohe Wasserstand sorgt für einen Luftabschluss des Bodens. Dadurch wird abgestorbenes Pflanzenmaterial nicht vollständig zersetzt – und Torf kann entstehen. Durch diesen Prozess wachsen Moore, und zwar ungefähr einen Millimeter pro Jahr.
Allen Mooren gemeinsam ist, dass sie Kohlenstoffspeicher sind – sie lagern in ihren Torfen mehr ab, als sie abgeben. In Zahlen ausgedrückt: Moore bedecken nur 3 Prozent der weltweiten Landfläche, speichern aber etwa doppelt so viel Kohlenstoff wie die gesamte Biomasse aller Wälder der Erde. Allein in Deutschland speichern sie 1,3 Milliarden Tonnen Kohlenstoff. Hierzulande wie weltweit sind Moore fast überall durch menschliche Einflüsse bedroht.
Von anderen Ökosystemen unterscheiden sich Moore durch ihren hohen Wasserstand und starke Temperaturschwankungen an der Oberfläche. Außerdem sind sie oftmals nährstoffärmer und haben ein saureres Milieu als ihre Umgebung. Es gibt verschiedene Typen von Mooren, die sich anhand ihrer Wasserabhängigkeit identifizieren lassen. So gibt es etwa Hochmoore, die sich nur aus Regenwasser speisen. Die verschiedenen Typen von Niedermooren sind hingegen abhängig von Grundwasser, Quellwasser oder Sickerwasser. In Europa werden zehn Haupt-Moorregionen unterschieden, von denen sich drei auch über Deutschland erstrecken – im Nordosten, Nordwesten und Süden. Eine enorme Bedeutung haben intakte Moore für die biologische Vielfalt. Sie bieten einzigartige Lebensräume für Tiere und Pflanzen, die sich an die nassen Bedingungen angepasst haben. Für seltene und bedrohte Arten wie zum Beispiel den Seggenrohrsänger, den Großen Moorbläuling, die Alpen-Smaragdlibelle und das Firnisglänzende Sichelmoos sind sie oft die letzten Refugien. Als besonders charakteristisch für viele Moore gelten ihre Weite, die Offenheit und zahlreiche Wasserflächen. Wat- und Wasservögeln bieten sie zahlreiche Möglichkeiten für Rast und Überwinterung. Außerdem verbessern Moore die Qualität von Gewässern, da sie ihnen Schadstoffe entziehen können.
Von Menschen genutzt werden Moore bereits seit Jahrtausenden. Heutzutage dienen sie überwiegend der Landwirtschaft, der Forstwirtschaft und dem Torfabbau. Für diese Formen der Nutzung muss das Wasser durch Gräben und Pumpwerke aus den Moorflächen abgeführt werden. Wasser ist jedoch das Lebenselixier des Moores: Wird es ihm entzogen, verändern sich die Lebensraumbedingungen gravierend. Sauerstoff gelangt in den Boden, der Torf wird zersetzt und das Treibhausgas Kohlenstoffdioxid (CO₂) entsteht – so wird das Moor zum Klima-Problem. Zudem verlieren typische Moorarten durch die Entwässerung ihren Lebensraum.
Der Kontinent mit den bis dato größten Verlusten an natürlichen Mooren ist Europa: Etwa 10 Prozent der einstmals vorhandenen Moorfläche haben hier ihre Torfschicht durch Entwässerung verloren. Von der verbliebenen Moorfläche – ungefähr 100 Millionen Hektar – ist ein Viertel degradiert, also beschädigt. Innerhalb der Länder der Europäischen Union handelt es sich sogar um die Hälfte.
Für 7 Prozent aller Treibhausgasemissionen in Deutschland sind entwässerte Moore verantwortlich – die eben anders als intakte Moore keinen Kohlenstoff mehr binden, sondern Treibhausgase freisetzen. Besonders deutlich wird die verhängnisvolle Rolle beim Blick auf die Emissionen der gesamten Landwirtschaft, von denen entwässerte Moore mehr als ein Drittel verursachen. Und das, obwohl ihr Anteil an der landwirtschaftlichen Fläche lediglich 7 Prozent beträgt. Entwässerte Moore stellen deshalb eines der großen Aktionsfelder für den Klimaschutz in der Landwirtschaft dar.
Die Schädigung von Mooren durch Entwässerung ist teilweise irreparabel: Studien zeigen, dass Landschaft und Boden in der Regeln dauerhaft verändert bleiben. Umso wichtiger ist es, die weltweit nach wie vor stattfindende Entwässerung von Mooren aufzuhalten – werden trockengelegte Flächen wieder nass, stoppt das die Freisetzung von CO₂. Diese als Wiedervernässung bezeichnete Maßnahme ist eine der zentralen Aufgaben der Gegenwart und Zukunft. Gelingen kann ein umfassender Moorschutz, wenn Torferhalt und Landwirtschaft in Einklang gebracht werden. Statt eines kompletten Endes der Moornutzung braucht es eine Vielfalt von neuen, nassen Optionen der Bewirtschaftung. Fachleute und Umweltverbände fordern daher von der Politik, eine solche sozialökologische Transformation stärker durch Anreize und Regulierung zu unterstützen.