Engagiert für die Zukunft: Für Elita Wiegand geht der verantwortungsvolle Umgang mit Ressourcen mit einem nachhaltigen Wertewandel Hand in Hand. Woher sie ihre Motivation für ihr herausragendes Engagement nimmt, darüber sprach sie mit unserer Praktikantin Leoni Faschian für "Böll befragt...".
Tipp: Live mit Elita über zukunftsfähige und urbane Ernährung diskutieren am 11. April 2019 im Stadtmuseum Düsseldorf - weitere Infos gibt's hier.
Liebe Elita, du hast erst lange als Journalistin gearbeitet. Mittlerweile leitest du Projekte, wie das der ZukunftsMacher. Was hat es mit diesem Titel auf sich? Nach welchem Konzept arbeitet ihr? Und vor allem: Wie kam der Sprung in dieses wertegetriebene Business?
Tatsächlich habe ich sehr lange als Journalistin beim WDR gearbeitet und leite heute noch das Journalistenbüro „Wortfabrik“. Danach habe ich mich dann neu erfunden und eine GmbH gegründet. Im Vergleich zur Medienbrache, tickt die Wirtschaft anders. Mich störte die Unzuverlässigkeit, das Misstrauen und auch die Unberechenbarkeit vieler Unternehmer. Da wurden Absprachen nicht eingehalten, der Wert der Arbeit zu wenig honoriert – es fehlte oft an Wertschätzung. Eine gute Zusammenarbeit aber basiert für mich auf Vertrauen und Respekt, auf Leichtigkeit und Freude. In der Gesellschaft sind Werte die Grundlage des menschlichen Miteinanders. Dafür möchte ich Bewusstsein schaffen. Die Zukunftsmacher knüpfen an den Wertewandel an. Wir sind ein Netzwerk und arbeiten mit Partnern, die bei uns Mitglied sind. Dazu gehören Vordenker, Social Entrepreneure, engagierte Unternehmer, Pioniere und Rebellen. Das gemeinsame Ziel ist die Komfortzone zu verlassen, aufzustehen, Farbe bekennen, Neues zu probieren und auch Aktionen oder Projekte zu initiieren, um eine lebenswerte Zukunft zu gestalten.
Du verwendest eine visionäre, ausdrucksstarke Sprache. Wertewandel und Zukunft gestalten stehen in deinen Projekten an vorderster Stelle. Erstmal ziemlich abstrakte Worte – Welche Werte sind damit konkret gemeint? Gibt es hier vor Ort (in Düsseldorf) Möglichkeiten, diese Werte in Taten umzusetzen und wie sehen diese deiner Meinung nach aus?
Wir müssen in Zukunft drängende Aufgaben lösen. Deshalb ist es nicht nur wichtig, den Diskurs zu fordern und sich zu fragen, welche Zukunft wir eigentlich wollen, sondern auch konkret zu werden. Wir starten jetzt bundesweit mit „ZukunftsMacher Erfolgsteams“. Das sind kleine Gruppe, die über ein bestimmtes Zukunftsthema diskutieren, sich fördern und unterstützen. In Ostfriesland wurde gerade das erste ZukunftsMacher Erfolgsteam zum Thema „Frauen und Zukunft“ gegründet, im Mai folgt Düsseldorf mit dem Schwerpunkt „Demokratie“ und in Wuppertal wird es um „Ethik und Werte“ gehen. Nachhaltigkeit, Bildung, Klimawandel, Mobilität oder Energie - es gibt noch viel Bedarf und wir wünschen uns, dass wir viel bewegen, viele Erfolgsteams entstehen und Projekte realisiert werden, die wir auf andere Städte übertragen können.
Welche Werte verfolgst du in deinen Alltagshandlungen? Kannst du ihnen immer gerecht werden?
Meine Wertewandel Projekte sind eine Art Selbstverpflichtung. Ich bin dankbar, dass ich dadurch mein Verhalten hinterfrage und achtsamer bin. Vertrauen ist mir wichtig. Dazu gehört, dass ich meine Versprechen einlöse, klar kommuniziere, Haltung zeige. Natürlich bin ich Mensch und manchmal vergesse ich, auf eine Mail über den Messenger zu antworten, verschwitze auch mal eine SMS oder reagiere erst später auf eine Whatsapp Nachricht. Ich finde es inzwischen schwieriger, alle Kanäle der Kontaktaufnahme zuverlässig zu bedienen.
In der kommenden Veranstaltung, die du in Kooperation mit Iris Witt (Geschäftsführerin HBS) gestaltest, geht es um das Thema „regionale Ernährung“ und wie sie sich in Zukunft ändert. Gab es einen speziellen Anlass für dieses Projekt bzw. inwiefern spiegelt es deine Werte wider? Auf was können sich die Teilnehmenden freuen?
Wie ernähren wir in Zukunft zehn Milliarden Menschen? Schon jetzt wissen wir, dass den Fleischkonsum dramatisch reduzieren müssen, denn der Pro-Kopf-Verbrauch von Fleisch wird sich im Jahr 2050 weltweit auf jährlich 52 Kilogramm belaufen, heute sind es 38 Kilogramm. Das Ernährungsproblem können wir aber nicht durch mehr Chemie oder Dünger lösen. Auch um den CO2 Verbrauch zu reduzieren, müssen wir auf regionale Lebensmittel umsteigen. Der Anlass für die Veranstaltung ist, dass wir uns mit dem Thema intensiver auseinandersetzen. Es gibt inzwischen viele Bio-Höfe, „Urban Gardening“ Initiativen, Kräutergärten oder lokale Gemeinschaftsgärten– und es können noch viel mehr werden! Mein Lieblingsprojekt für die Zukunft: Vertical Farming. Da wird im Juni auf dem Dach des Jobcenters in Oberhausen auf tausend Quadratmetern eine Vertical Farm des Fraunhofer Instituts eröffnet. Bei unserer Veranstaltung hören wir mehr darüber. Das ist auch die Zukunft und ich wünschte mir besonders, dass in Düsseldorf eine Vertical Farm entsteht. Ich freue mich, dass wir die Veranstaltung mit der Heinrich Böll Stiftung NRW umsetzen. Wir wollen uns mit den Teilnehmenden vernetzen und vielleicht entstehen an dem Abend auch Ideen für gemeinsame Projekte.
Das Interview führte Leoni Faschian (Praktikantin HBS NRW).