Europapolitik, das deutsch-französische Verhältnis und Klimaschutz: Das sind nur drei der vielen Themen mit denen sich Dr. Jens Althoff, Leiter des Pariser Büros der Heinrich Böll Stiftung intensiv befasst. Zum Anlass der Podiumsdiskussion „Unser Haus brennt und wir schauen weg. Was können wir für den Klimaschutz tun?“ war er in Bonn und repräsentierte die französische Sicht auf den Klimaschutz in Europa. Über seine Arbeit und sein Leben in Paris bei der Heinrich Böll Stiftung befragte ihn unser Praktikant Nils für "Böll befragt..."
Lieber Jens, du bist Leiter des französischen Büros der Heinrich-Böll-Stiftung in Paris. Wie bist du zu dieser Tätigkeit gekommen?
Ich habe vor längerer Zeit unter anderem in Paris und Deutschland studiert und war immer sehr interessiert an deutsch-französischen Fragen. Das Interessante war, dass ich aber dann fast 15 Jahre in meinem Berufsleben eigentlich wenig mit Frankreich zu tun hatte. Allerdings kam ich durchaus viel mit ökologischen Fragen und Fragen des Klimaschutzes Berührung, also Fragen, mit welchen sich auch die Heinrich-Böll-Stiftung auseinandersetzt. Als ich dann gesehen habe, dass jemand gesucht wird, um ein Büro für die Heinrich-Böll-Stiftung in Paris aufzumachen, habe ich mich sofort beworben. Ich sah das als große Chance an, zum einen, weil ich dort bereits während meiner Studienzeit gelebt habe und mich sehr gut an diese Zeit erinnern konnte, aber besonders auch deswegen, weil ich die Möglichkeit sah, etwas tun und bewegen zu können, damit Deutschland und Frankreich Europa als Partner stärken und in Bereichen wie beispielsweise Klima- und Umweltschutz
Wie gestaltet sich die Arbeit der Stiftung in Paris?
Unsere Aufgaben als Heinrich-Böll-Stiftung in Frankreich sind breit gefächert. Wir arbeiten in erster Linie mit französischen Partner*innen zusammen, mit Akteur*innen der Zivilgesellschaft, also mit NGOs, mit Thinktanks und verschiedenen Instituten, mit welchen wir Veranstaltungen ausrichten, Publikationen und Dossiers erstellen und andere Geschichten zu unseren Themen organisieren. Die Grundidee hierbei ist immer eine deutsch-französische Ausrichtung, dass heißt eine Verbindung zur deutsch-französischen Beziehung.
Wie vereinbarst du deine Arbeit und das Leben in Paris mit Freund*innen und Familie in Deutschland?
Ich lebe jetzt seit vier Jahren richtig und wirklich in Paris, bin aber, und das ist eigentlich die schöne Sache an meiner Arbeit bei der Heinrich-Böll-Stiftung, sehr regelmäßig in Berlin und anderen Orten in Deutschland. Daher habe ich die große Chance, dass ich zum einen in Paris lebe - und es ist großartig in Paris zu leben - und auf der anderen Seite aber auch immer noch meine Freunde und Familie in Deutschland häufig besuchen kann.
Du hast auch als Dozent an der Freien Universität Berlin gearbeitet. Gibt es immer noch Projekte, bei denen du mit Universitäten zusammenarbeitest und wenn ja, wie gestalten sich diese?
An der Freien Universität Berlin habe ich in der Vergangenheit gearbeitet, ich, beziehungsweise wir als Stiftung, sind aber auch jetzt Teil eines Projektes mit der Universität Paris. Wir haben auch Programme mit Studierenden an der Universität Trier und das sind Projekte, die mir immer eine große Freude machen. An Universitäten mit jungen Menschen zu arbeiten ist immer wichtig, um zu sehen, wie bei dieser Generation die Perspektive auf aktuelle Gesellschaftsdebatten aussieht: Was bewegt jüngere Menschen, was treibt sie um, worüber diskutieren sie und warum, welche Informationskanäle nutzen sie, wie informieren sie sich? All das ist für uns von großer Bedeutung für unsere Arbeit als Stiftung und wir lernen darüber vor allem in Projekten mit Universitäten.
Hast du einen Tipp für Menschen, die sich für ein Leben und/oder Arbeiten im Ausland interessieren?
Die Europäische Union ist eine großartige Einrichtung, von der ich sehr begeistert bin. Was ich aber auch festgestellt habe, ist, dass es durchaus viele Unterschiede zwischen den verschiedenen Ländern in der Praxis gibt. Wo muss ich mich für eine Wohnung melden, muss ich Sozialgeld zahlen, das sind zum Beispiel zwei der vielen praktischen Fragen, die so anders sind, selbst in einem naheliegenden Partnerland wie Frankreich. Daher kann ich immer nur raten, sich Zeit zu nehmen und sich gut auf das Leben im Ausland vorzubereiten.