Rückblick: GrenzGänge West

Reisebericht

Ein Fahrradurlaub, bei dem alle auf ihre Kosten kommen: Warum sich unsere Reise "GrenzGänge West" lohnt, davon überzeugte sich Andreas Mika 2018 - hier teilt er seine Eindrücke. Die beschriebenen Erlebnisse sind subjektive Eindrücke des Autors.
Tipp: Selbst erleben - in diesem Jahr sogar an zwei Terminen im Sommer und im Herbst

Lesedauer: 4 Minuten

Die Heinrich Böll Stiftung NRW bietet diese Veranstaltung als fünftägige Veranstaltung an, bei der Grenzen zwischen fünf Ländern im zusammenwachsenden Europa buchstäblich erfahren werden. Neben dem täglichen Pensum an Radstrecke gibt es Vorträge, Diskussionen und Führungen zu den unterschiedlichsten Themen, wie der Geschichte der Vennbahn, der Hürtgenwaldschlacht, Entwicklung der Grenzregion und Flora und Fauna.

Treffpunkt ist der Bahnhof in Aachen. Die Gruppe (immerhin dreizehn Radler) macht sich bekannt; dann geht es zunächst zum Aachener Dom. Von dort startet die Gruppe unter Führung eines ebenso erfahrenen wie flexiblen Seminarleiters nach Aachen-Brand, zum Einstieg in den Vennbahnradweg. Dieser führt mit langen Kurven, aber immer mäßiger Steigung bis nach Troisvierges in Luxemburg. Aber dazu später mehr…

Zunächst radeln wir über den Radfahrern (und seltenen Wanderen) vorbehaltenen Vennbahnradweg  gegen die sanfte, aber stetige Steigung bis nach Lammersdorf. Von dort führt uns ein Stück an einer Bundesstrasse entlang zum Aussichtspunkt „Jägerhaus“, der einen wunderbaren Blick auf die Landschaft zwischen Aachen und Düren bietet. Unsere Bleibe für die Nacht ist im Tal, daher geht es jetzt erstmal bergab über steile Waldwege nach Simonskall. Der Tacho zeigt mittlerweile 55km an, und alle sind über eine Gelegenheit zum Duschen froh. Noch vor dem Abendessen gibt es einen Vortrag über die Geschichte der Vennbahn, und nach dem Essen geht es zu einem kleinem „Spaziergang“ durch den Wald, der einen Bunker aus der Zeit der 2. Weltkriegs zum Ziel hat. Thema von Vortrag und Diskussion ist die Schlacht im Hürtgenwald, was uns sehr nachdenklich zurücklässt.

Am nächsten Morgen geht es zunächst aus dem Kalltal hinauf wieder Richtung Lammersdorf. Diese Tagesetappe hat zwar nur 30 km, aber der steile Anstieg am Anfang hat es in sich.  Nach einer verdienten Erholungspause geht es auf dem Vennbahnradweg weiter, den wir erst verlassen, um unsere Unterkunft in Monschau (natürlich wieder im Tal) zu beziehen. Vor dem Abendessen dürfen wir an einer Führung durch Monschau teilnehmen.

Die dritte Etappe führt über den Rurtalradweg wieder auf die Höhe des Vennbahnradwegs bis nach St. Vith, insgesamt wieder ca. 50 km. Während der Tour erfahren wir viel über die Botanik in dieser Region. Abends erfahren wir bei einem Rundgang, wie St. Vith gegen Kriegsende zu 90% zerstört wurde.

Bis jetzt sind wir zwischen Deutschland und Belgien hin- und hergewechselt (so genau weiß man das ohne Karte nie), aber jetzt geht es über das wohl landschaftlich schönste Teilstück nach Luxemburg. Ein Tunnel, durch den die Vennbahn früher führte, ist heute zurecht gesperrt, weil er von 13 Fledermausarten bewohnt wird. Das „zwingt“ uns zu einem Umweg über den höchsten Punkt Luxemburgs. Nach etwa 35 km erreichen wir den Bahnhof von Troisvierges, von wo wir (für 2 € inkl. Rad!) mit der Bahn nach Luxemburg-Stadt fahren.

Am letzten Tag führt uns der Weg bergauf und bergab 45 km bis nach Schengen, wo die offizielle Veranstaltung nach Vorträgen und Besuch des Europamuseums endet. Von dort wird die Mehrzahl der Teilnehmer mit einem Bus wieder nach Aachen gebracht, meine Frau und ich hängen noch eine Nacht in Perl dran und fahren am nächsten Morgen über den wunderschönen (und weitgehend ebenen!) Moselradweg bis nach Trier.  Von dort geht es mit der Bahn zurück nach Köln – ausgerechnet in den Wahnsinn der „Kölner Lichter“, die später an diesem Abend stattfinden sollten.

Besonders gut gefallen hat mir die Mischung zwischen Radfahren, toller Landschaft und Vorträgen. Die Inhalte – oft in den Pausen während der Radetappen – dauerten unter dem Strich mehrere Stunden am Tag und waren sehr anschaulich, besonders, wenn Zeitzeugen aus erster Hand ihre Erfahrungen beisteuern konnten. Die Gruppe war sehr gemischt, ebenso die Fahrräder. Der Seminarleiter hat es aber geschafft, die Teilnehmer immer wieder zusammenzuführen. So konnte jeder in seinem Tempo fahren, und auf unterschiedliche Fahrweise, Kondition und Radausstattung wurde Rücksicht genommen. Ich kann diese Veranstaltung nur empfehlen.