Böll-Forum 2015: „Die demokratische Verantwortung der Fluchtentwicklung betrifft jeden Einzelnen“ / Heinrich XII: digitalcourage e.V.

Das Preiskomitee begründet seine Entscheidung mit dem hohen Mehrwert der Vereinsleistung, die  besonders im Bereich des Datenschutzes und der damit verbundenen aufklärerischen Arbeit deutlich wird. Stellvertretend für den Verein nahm Nils Büschke den Heinrich entgegen: „ Ich kann selbst kaum fassen, mit welcher Beharrlichkeit und Weitsicht Rena (Tangens, Anm. d. Verf.) und padeluun sich seit nunmehr 25 Jahren für unsere Recht einsetzen. Eine solche Auszeichnung bestätigt uns in unserem Tun.“

taz-Journalist Andreas Zumach führte in das Thema ein

Es war ein Abend, der vor allem eins zeigte: Die aktuelle Fluchtsituation wirft Fragen auf. Fragen nach Verantwortlichkeiten und Zuständigkeiten, nach lokaler Auseinandersetzung, nach Möglichkeiten, sich dem Thema nachhaltig und zukunftsweisend nähern zu können. 

Der Wunsch, eine politisch-kritische Beleuchtung der vorherrschenden Regelungen und Maßnahmen im Hinblick auf eine gesamteuropäische Verantwortung zu erhalten, konnte mit dem Einführungsvortrag des Publizisten Andreas Zumach erfüllt werden: Rund zwei Stunden stellte dieser detailreich globale Konfliktentwicklungen dar, die bis zur aktuellen Situation für zahlreiche Menschen Beweggründe zu fliehen darstellen.

Von Fluchtursachen bis zu eigenen Erfahrungen: Offene Diskussionen fanden großen Anklang

Die rund 60 interessierten  Zuhörer*innen nahmen allerhand Anstöße mit, die in einem nachfolgenden World Café rege diskutiert wurden. Verschiedene Themen boten die Möglichkeit, offene Fragen oder Meinungen in einer moderierten Runde festzuhalten. Besonders das Thema der Fluchtursachen fand Diskussionsanklang: So waren sich die Diskutanten einig, dass militärische Interventionen, Terrorismusbekämpfung und  Kriegsprävention, in den betroffenen Staaten nur mit einem Stopp des Waffenexports zielführend. Viel wichtiger noch, so die Betonung, sei eine zivile Konfliktbearbeitung: Nur die Hilfe zur Selbsthilfe vor Ort könne und müsse – in Verbindung mit einer politischen Umstrukturierung – als einer der wichtigsten Grundsätze zur Ursachenbekämpfung gesehen werden. Offen geleitet wurde  dagegen der Meinungsaustausch am Café-Tisch „Open Space“, Teilnehmende konnten hier vor allem eigene Erfahrungen darstellen. Deutlich wurde, dass die Notwendigkeit direkter Begegnungen zwischen Flüchtlingen und der Zivilgesellschaft  besteht – fälschliche Berührungsängste und Unsicherheiten könnten so durch vergleichsweise niederschwellige Angebote aus dem Weg geräumt werden. Nicht zu überhören war ebenso die kritische Betrachtung aktueller Bundespolitik. Zweifel wurden besonders im Hinblick auf die Zukunftsfähigkeit der europäischen Zusammenarbeit geäußert, auch hier sorgten interessante Sichtweisen auf die Rüstungsexportthematik für eine lebendige Diskussion. 

Geschäftsführerin Iris Witt zeigte sich erfreut über die große Redebereitschaft: „Wir nehmen viele Denkanstöße und Inspirationen für unsere zukünftige Arbeit in diesem Bereich mit.“  Ein gemütlicher Ausklang bot allen Teilnehmer*innen die Möglichkeit das persönliche Gespräch mit anderen Interessierten zu suchen.

 

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