Es gibt erfreulich viele gute Bürger-Bad-Beispiele, die fast alle gut und preiswert arbeiten. In Marl, Haltern, Schwerte, Lünen-Brambauer und Bergkamen-Heil haben wir bei der engeren Wahl - aus fast 40 untersuchten Vereinsgetragenen Bädern in NRW- viel Beachtliches gefunden. Bis auf die Heiler, die aus der Arbeitersportbewegung der 20er Jahre stammen, wurden die Vereine in den letzten 20 Jahren als Lebensrettungsgesellschaften für Bäder gegründet, die sonst trockengelegt worden wären.
Thorsten Göse, Vorsitzender des Vereins „Unser Freibad am See“ ist vielleicht nicht zufällig gleichzeitig DLRG-Bezirksvorsitzender. Bäderstillegungen sind ein Grund für die bösen Stei-gerungsraten bei Badeunfällen. Immer mehr Kinder können nicht Schwimmen. Sie baden trotzdem aus Not immer öfter in Flüssen und Baggerseen.
Soweit so besorgniserregend. Mit den Bädern geht auch eine wichtige Freizeitkultur für alle baden. Früher trafen sich in den Freibädern Kinder und Jugendliche aller sozialen Schichten. Funbäder und andere Badelandschaften die oft an Stelle der Freibäder getreten sind, sind für Hartz-Empfänger unerschwinglich. Sie sitzen auch hier auf dem Trockenen.
Das Schöne am Bad in Wetter ist auch, dass hier Abkühlung für heißere Klimazeiten und gegen soziale Kälte gesichert wurde.
Rabatte sichern Finanzschwächeren den Zugang, und die Preise ermöglichen Besuche der ganzen Familie. Dass es in diesem Sommer im Bad zu Kinderwagen-Staus kam, sollte beim dramatischen Geburtenrückgang an der Ruhr auch als Hoffnungszeichnen erwähnt werden.
Schön ist zu sehen, dass Ökonomie durch ökologische Anlagen verbessert wird, z.B. durch die energiearme Wasseraufbereitung. Umbau mit modernster Umwelttechnik und trotzdem wurde die in Wetter gebauten DEMAG-Rutsche und die Springtürme funktionstüchtig erhalten. Nicht nur der Sandstrand steht für neue Ästhetik in die Badekultur, auch die ökologische Wasseraufbereitung mit Neptunfiltern ist ein Anreiz für`s Auge vom Pumpen-Design bis zum Springbrunnen-ähnlichen-Rücklauf.
Der Heinrich soll Projekte mit nachhaltigem Charakter fördern, und die zu Nachahmung durch Orginalität locken.
Und das Bad in Wetter hat schon Nachahmer gefunden: Dortmund plant das trocken gelegte „Froschloch“ zu einem Naturbad umzubauen, Pate dafür steht das Freibad am See in Wet-er. Der gelungene Umbau hat auch das Städte- Netzwerk NRW überzeugt, das im August mit der Werkstattreihe „Bürgerbäder in NRW“ in Wetter Halt gemacht hat, um das gelungene Projekt als Beispiel der Übertragung eines Bades in Vereinshände vorzustellen. Die letzten beiden Tage besichtigte sogar ein EU-Delegation das Bad und konnte feststellen, dass sich hier Fördergelder nicht nur gelohnt haben, sondern dass das Modell auch für andere Länder Pate stehen kann.
Der Verein betreibt das Bad ehrenamtlich, trotzdem zieht sich die Gemeinde Wetter nicht vollständig aus der Verantwortung, was in der aktuellen Bäderdiskussion nicht mehr überall selbstverständlich ist.
Wenn man das Bad vorher/nachher betrachtet, kann man als kommunalpolitisch-erfahrener kaum glauben, dass der Verein erst seit 2004 arbeitet. Die Kraft dieser sehr direkten Demokratie wäre eine sonderliche Betrachtung wert. Doch lassen Sie mich zum Schluß kommen, „Der Heinrich“ wartet:
„Der Heinrich“, das Objekt des bekannten Beuys-Schülers, Felix Droese, passt ja mehrdeutig zum Thema. Durch die vielen Tropfen an Arbeitsstunden ist das Bad wieder aufgeblüht. Durch das Ausschütten der Idee weiter im Lande…
Herzlichen Glückwunsch: Wir freuen uns schon darauf bei der Preisveranstaltung nach der Saisoneröffnung im kommenden Mai, ihre Arbeit auch gemeinsam genießen zu dürfen.